Sonntag, 6. Juli 2008

Country/ City

Mein bester Tag war bisher mit Abstand der Donnerstag.
Dass das nun gerade daran lag, dass die Kinder 6h nicht daheim gewesen sind und ich frei hatte, lässt sich nur mutmaßen. Die ersten beiden Stunden meiner überraschenden Freiheit habe ich genutzt, um meine Fanpost zu beantworten, Bilder vom Haus zu machen und- wer würde dies nicht tun- die Waschmaschine auszuräumen. Nach einer sehr entspannten Dusche ohne Kindergeschrei eine Etage tiefer zog Lisa los, um ihre neue Heimat zu erkunden- Barnes.
Schlimme Szenarien spielten sich in meinem Kopf ab, denn da noch alles gleich ausschaut, war die Gefahr, sich zu verlaufen, nicht so klein.
Ich sah mich schon als Maus in einem Labyrinth auf der Suche nach dem Ausgang.
Bis man mich endlich gefunden hätte, wäre mir ein Bart gewachsen und ich hätte mich von Würmern ernähren müssen.
Nichts davon trat unerwarteterweise ein.

Barnes ist ein relativ überschaubares Örtchen (innerhalb Londons), dessen für mich wichtigsten Punkte die Bushaltestelle (nach Hammersmith- Central London) und natürlich der örtliche Starbucks sind.
Mittlerweile kenn ich auch den besten Spielplatz und Freddies zukünftigen Kindergarten.
Aber zurück zum Wesentlichen: Starbucks.
Ja, ich bin zwei Mal vorbeigelaufen, doch irgendwann fiel meine eh brüchige Abwehr in sich zusammen. Mit einem 2,50 Pfund Frappuccino Coffee bin ich dann Richtung Hammersmith Bridge gelaufen, um mehr vom städtischen London zu sehen.
Es war ziemlich großartig dort. Auf einmal (wenn auch zwei bis drei Tage zu spät) wurde mir bewusst, dass ich nun wirklich in London bin.
Dass ich hier ein Jahr lang bleiben werde, habe ich aber noch immer nicht realisiert.
Ich habe sogar die Gegend sofort wiedererkannt, da ich hier auch mit Desi 2006 gewesen bin.

Erinnert ihr euch an meine schlechte Abwehr? Die wurde mir zum Verhängnis, als ich an meinem ersten CD Laden vorbeigekommen bin… HMV.
Zwei CDs für 10 Pfund! Das nenn ich mal ein akzeptables Angebot!
Na ja, zwei CDs wurden es letztendlich auch für mich, aber ich denke, das geht noch in Ordnung. Ich plane einen Tag schon mal nur für CDs ein und am Ende quäle ich mich damit, dass ich mir selbst eine Grenze von drei Stück auferlege. Soweit der Plan, soweit die Theorie.

Ich bin also viel herumgelaufen und freue mich nun sehr auf den nächsten freien Tag, um noch zentraler zu kommen. Gott sei Dank ist der nächste schon Morgen. Ok, er ist nicht völlig frei, aber ein paar Stunden hab ich wohl.

Donnerstagnachmittag sind wir dann zum Großeinkauf zu Sainsbury’s. Großartiges Essen haben die dort, sogar Brot im „German style“. Ich stand natürlich in der Pflicht, welches mitzunehmen. Nett, dass die Briten mir etwas Heimat ins Brotfach legen.

Am nächsten Tag ging es zwei Mal auf verschiedene Spielplätze. Der Besuch des zweiten diente in erster Linie dazu, ein weiteres deutsches Au Pair kennen zu lernen. Leider geht’s für sie schon nächste Woche nach neun Monaten wieder nach Deutschland (Dresden), aber es tat trotzdem gut, sich mit ihr auszutauschen. Sie freut sich sehr, wieder nach Hause zu kommen und als sie meinen verzweifelten Gesichtsausdruck sah, beeilte sie sich noch schnell ein „Aber ich würde es immer wieder machen!“ hinterherzuschicken.
Sie hat mir die Nummer eines weiteren Au Pairs gegeben und nächste Woche findet ein Treffen in der Sprachschule, die ich ab September besuchen werde, statt, auf dem ich hoffentlich noch ein paar Leute kennen lerne.
Bald kommt ein schwedisches Au Pair zu einer Freundin meiner Gastmutter. Sie weiß noch nichts von ihrem Glück, aber sie wird wohl meine neue beste Freundin werden müssen. :D

Abends, nachdem die Kinder ihr Abendbrot hatten, baden waren etc. sollte es dann zu den Großeltern väterlicherseits gehen, aber wegen eines Staus haben wir zwischendurch bei der anderen Oma Halt gemacht und die Nacht verbracht. Am nächsten Morgen ging es nach dem Frühstück weiter.
Trotz meiner Sorge, man würde mich scharf beobachten und sich mir gegenüber reserviert zeigen, waren alle unglaublich freundlich zu mir. Ich hatte immer ein eigenes Zimmer mit Doppelbett! Und jedes Mal sagte man mir, ich solle mich im Haus bewegen, als wäre es meins. Die Gespräche verliefen auch jedes Mal locker. Nette Holmesfamilie!
Da wir in Nordengland waren, musste ich mich anfangs sehr auf den für mich neuen Akzent konzentrieren, aber man gewöhnt sich schnell daran.
Vlt. ging ihnen aber auch nur mein ständiges „Pardon?“ auf die Nerven und die haben deutlicher gesprochen…

Das Englisch der Deutschen wird hier übrigens sehr gelobt. Wir scheinen deutlicher besser unterrichtet zu werden als z.B. osteuropäische Au Pairs. Ähm… danke?
Also, Vera und Ulli, habt keine Angst. Sie können sogar „Ulrike“ aussprechen. Das hab ich testen lassen.

Nachmittags sind wir zum Golfclub gefahren, in dem die Großeltern Mitglieder sind, sonst kommt man da auch nicht rein. War alles sehr edel und Jeans verpönt. Ich mach hier echt alles mit. 8-)

Jetzt habe ich ehrlich keine Lust mehr aufs Schreiben. Wir sind jedenfalls heute wieder zurückgefahren und nach dem ein Inder aus einem britischen Call Center mein Problem mit der wireless Verbindung gelöst hat, bin ich auch wieder online.

Verregnete Grüße!

PS: Klagen über Rechtschreibfehler bitte an Herr Rietzel schicken.

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