Freitag, 25. Juli 2008

Kreuzberg

Das nächste Wochenende steht schon wieder vor der Tür und ich habe mich noch nicht einmal zum letzten geäußert.

Es ist ziemlich verplant gewesen, was mich anfangs auch noch ein wenig die Stirn runzeln ließ, aber letztendlich war es mehr als nur gelungen.


Da es hier verboten ist, auf der Straße zu trinken und meine Begleiterin und ich keine überteuerten Cocktails bezahlen wollten, haben wir uns am Freitag eine gemütliche Bushaltestelle gesucht und unsere Flasche voller blauem Sirup (der Alkohol war nicht einmal zu erahnen) aneinandergekuschelt unter einem Regenschirm geleert.
Ja ja, wir haben uns quasi zurückentwickelt, was das Trinken in geselliger Runde betrifft.
Zuerst trinkt man in Parks oder bei Freunden, denn Bars nehmen einem mit 15 noch nicht ab, dass man alt genug sei, um Alkohol zu kaufen. Irgendwann steigt man dann auf und ist bereit vier Euro zu zahlen, um nicht nur Alkohol, sondern auch noch ein Schirmchen im Glas zu bekommen. Nun, wir mussten halt unsere Ansprüche wieder zurückschrauben. Danach gab es aus dem Supermarkt noch ein Bier mit Birnengeschmack als Take Away und eine kleine Besichtigung der Gegend. Von anderen Deutschen, denen wir an dem Abend begegnet sind- und wir haben viele Deutsche getroffen, habt ihr eigentlich noch welche?- haben wir erfahren, dass die Polizei die Flaschen normalerweise direkt am Straßenrand auskippt, doch zum Glück blieb das unserem 1,80 Pfund Bier und uns erspart.
Auf unserer kleinen Wanderung trafen wir noch auf zwei offensichtlich betrunkene Herren, die meinten, sie hätten selbst eben noch im Koko gespielt und uns nun ihre angeblichen Backstagepässe anboten. Der erste Reflex ist natürlich immer erst einmal zuzugreifen, das Misstrauen kam danach.
Letztendlich waren die Karten nichts anderes als Eintrittskarten für die Konzerte, die vor dem Tanzabend stattgefunden hatten und mittlerweile relativ wertlos.

Unsere Hoffnung konzentrierte sich auf einen „Club“ namens „Koko“. Das hiesige Indiemagazin mit Bravoniveau lädt dort jeden Freitag zum gemütlichen Röhrenjeanstreffen ein.
Entgegen Gewohntem aus Berlin öffnete der Club bereits um 10 Uhr und da die ersten 100 Gäste freien Eintritt genießen dürfen, standen wir dementsprechend zeitig an. Die sieben Pfund, die es später zu zahlen galt, konnten wir besser investieren.
Noch in der Warteschlange trafen wir auf die bereits erwähnten Deutschen und gelangten gemeinsam mit „free admission“ in das ehemalige Theatergebäude.
Also optisch macht das Koko definitiv was her. In den verschiedenen Rängen gab es Bars und Sitzmöglichkeiten und in der untersten Etage die Tanzfläche samt Bühne.
Alles wirkte sehr edel und so wunderte uns auch der Preis für ein kleines Bier (3,60 Pfund) nicht wirklich. Es machte großen Spaß, mal wieder auszugehen und vor allem zu Indiemusik zu tanzen. Ich habe es sehr genossen und mir immer mal wieder gedacht, dass das die eine oder andere Person aus Berlin (und Münsterumgebung) auch unbedingt mitmachen sollte.
Letztendlich brauche ich zur Indiemusik aber einfach einen Ranzladen.
Ich denke, da der Status der Indiemusik in GB selbst verglichen mit dem in Deutschland durchaus als Mainstream bezeichnet werden kann, so widersprüchlich das auch klingen mag, erschien mir das Koko mehr wie eine Disco in elegantem Rahmen und mit besserer Musik.
Selbst all die erwarteten coolen Indiekids mit ihren teuren Klamotten, die aber aussehen, als kämen sie aus der Kleiderspende und würden grundsätzlich nur in der Größe xxxxxxs produziert, sind ausgeblieben. Die meisten waren relativ unauffällig und hatten einfach Spaß am Tanzen, was mir natürlich sympathisch war.
Aber morgen wird es auf jeden Fall woanders hingehen. Ich möchte mein Pendant zum Rosis finden: klein, unauffällig, stickig (im Koko konnte man frei atmen!) und unbedingt empfehlenswert. Die Suche geht also weiter!

Am Samstag ging es dann mit drei Stunden Schlaf auf dem Buckel zum Camden Market. Der Markt umfasst ein riesiges Gebiet, ist vom Angebotenen her aber relativ verzichtbar, was nicht heißt, dass sich ein Besuch nicht lohnen kann. Wir haben dort mehrere Stunden verbracht und die hässlichsten Klamotten jenseits von Bayern begutachtet.
Es gab einen unfassbar Angst erregenden Technoladen, in dem nicht nur die entsprechende Musik in Love Parade Lautstärke gespielt wurde, sondern auch Menschen im Neondress mit außerirdischen Frisuren auf Podesten tanzten. Die Kleidung sah aus wie aus einer fernen Zukunft, die ich nicht erleben möchte, und vor den Farben hätte man am Eingang gewarnt werden müssen, aber wir sind ja freiwillig rein… und schnell wieder raus.
Essen konnte man in Camden natürlich wunderbar, aber bei meinen niedrigen Ansprüchen hat diese Aussage kaum einen Wert.

Erneut haben uns die Busse in den Wahnsinn getrieben. Bis man hier mal einen Bus findet, der einen auch nur annähernd in die gewollte Richtung bringt, hat man seine ersten Millionen zusammen und reist per Privatjet… Sorry, bin abgeschweift.
Abends bin ich wieder daheim geblieben, um mir ein paar Pfund durchs Nichtstun (nennt sich hier „Babysitten“) zu verdienen, außerdem versprach der Sonntag wieder viel Aktion, weshalb ich auch einfach mal eher ins Bett wollte.

Am Sonntag hatten wir uns zu 8.30 Uhr an der Victoria Station verabredet, um von dort aus dann zum Coach Bahnhof zu laufen. Leider erhielt ich ein paar Minuten später eine SMS mit der Aussage, dass der Bus meine Bekannten ausgefallen sei und wir uns deshalb besser direkt am Bus Richtung Brighton treffen sollten.
Punkt 9 Uhr wollte dieser dann starten und tat es tatsächlich nur mit mir…
So viel zur Zuverlässigkeit der Linienbusse. Da ich jedoch schon vorher die Karten gebucht hatte, musste ich ja wenigstens meine nutzen und da die Busse alle 30min nach Brighton von London aus fuhren, verabredeten wir einfach, uns dann dort zu treffen.
Plan geschmiedet, Plan ausgeführt.

Da uns nichts einfiel, wofür gerade Brighton berühmt sein sollte- ich kannte es nur aus veröffentlichten Bandtourneen-, führte unser erster Weg ins Informationszentrum.
(Ok, eigentlich führte uns der erste Weg zum Klo, aber wen von euch interessiert das schon.)
Wir bekamen also einen netten, kleinen Stadtplan, in dem neben einem Palast für Georg IV und dem Strand eigentlich nur die Haupteinkaufszentren markiert worden waren. So viel zu den Sehenswürdigkeiten von Brighton.
Aber letztendlich hatten wir wunderbare 7h in der Stadt. Das Wetter beschenkte uns mit einem wolkenfreien Tag und viel Sonne und so fühlte ich mich, als wir auf der Strandpromenade entlangliefen und den Möwen auswichen, wie im Sommerurlaub.
Der Bummel durch die Stadt endete für mich leider im CD Kaufrausch. Die Klamottenläden ließen mich völlig kalt, aber wenn ein CD Laden alles besitzt, was meine Ohren begehren, viele Angebote hat und ich ihn mit großer Wahrscheinlichkeit nie wieder betreten werde, muss ich mir einfach ein paar Minuten (hust) nehmen.
Am Ende habe ich der Familie des Ladenbesitzers sicher ein sehr reichhaltiges Abendbrot zur Feier des Tages beschert.
Wenige Stunden vor der Abreise sind wir durch Zufall noch auf ein kleines, kostenloses Festival am Wasser gestoßen, auf dem sich die Kreuzberger Weltverbesserer trafen, um über den Frieden, Guantanamo, Tofu und Gras zu diskutieren. Die Musik war nicht einmal schlecht und so genossen wir die restliche Zeit mit Keksen (drogenfrei), Musik und lustiger Stimmung.

Das Wochenende war also rundum gelungen und das jetzige wird es auch nur im Kriterium „Anzahl der Schlafstunden“ schlagen können. Gestern ist die Familie nämlich nach Wales gefahren, um übers Wochenende Freunde zu besuchen.
Das bedeutet für mich, dass ich zum ersten Mal, seit ich hier bin, ausschlafen kann und nicht durch lärmende Kinder geweckt werde! Juhu! Die letzte Nacht hat mir neun Stunden Schlaf beschert und es fühlte sich paradiesisch an. Heute Abend werde ich noch für ein paar Stunden babysitten, morgen weitere Märkte (Brick Lane) erforschen, abends weiter nach dem Rosis suchen und am Sonntag dann den Geburtstagsschokokuchen für meine Gastmutter backen.

Ich wünsche euch ein schönes Wochenende und schicke schwüle Grüße.

Lisa

Mittwoch, 23. Juli 2008

Fruit Salad

Nur damit ihr wisst, was ich unter "penetrantem Kinderfernsehen" verstehe und wie morgens mein Tag beginnt, habe ich hier ein Ohren- und Augenschmauß für euch.

Ab 0:30 beginnt der Spaß.


Freitag, 18. Juli 2008

Smile Around The Face

Bouletten- ein super Cliffhänger!

Die sind am Sonntag übrigens gut angekommen und selbst mein schlimmster Kritiker (sorry, für diese abgegriffene Phrase)- ich- musste zugeben, dass sie nicht nur in Farbe und Form, sondern auch im Geschmack dem, was ich von einer Bouletten noch im Kopf habe, ziemlich nahe kamen.
Aber wer jetzt denkt, ich würde mich auf diesen Erfolg ausruhen (also nicht im wortwörtlichen Sinne), der irrt! Diese Woche gab es zwar relativ häufig Pasta, aber meine Saucenkreationen haben immer überrascht.
Kühlschrank auf, alles raus, was die gleiche Farbe hat, (Kühlschrank zu), alles in eine Pfanne hauen, hoffen, dass alles gut läuft und schon kann man kochen!

Ich hatte zwar mehr Details über meine letzte Woche versprochen, aber die Kinder führen ein relativ entspanntes Leben (essen, spielen, kack…schlafen), also würde das nur langweilen.

Mittlerweile hatte ich mehrere Tage alleine mit der Kleinen verbracht und ich denke, so langsam verstehen wir uns. Sie macht, was ich sage und darf dafür an meinem Frappuccino nippen. Dieses Kind ist unfassbar, denn es liebt Kaffee und das mit noch nicht einmal zwei Jahren! Ihr könnt den Hörer aber wieder auflegen und dem Jugendamt nicht noch mehr Arbeit aufbrummen, denn tatsächlich trinken darf sie nur mal von Getränken, die in ihrer Jugend vlt. mal Kaffee gewesen sind, aber mittlerweile von Zucker, Milch, Schokolade, Karamell etc. entstellt worden sind.
Die Mutter ist ganz clever. Sie kippt einfach Milch in den Tee und die Kleine erkennt die Kaffeeattrappe nicht.
Aber ich erkenne gute Charaktergrundlagen.

Am Montag bin ich mit ihr zum ersten (und letzten Mal) zu „Monkey Music“ gegangen.
Monkey Music: Es treffen sich Mütter/ Nannis/ Au Pairs samt ihren Kindern in einer Art Sporthalle, setzen sich auf eine Decke in die Mitte und musizieren.
Wobei die Definition von „Musizieren“ hier ziemlich weitläufig gesehen werden muss…
Man kommt zwar überdurchschnittlich oft in den Genuss, Instrumente ungewollt mit dem Kopf spielen zu dürfen, schließlich sind die Kinder stehend so groß wie ein sitzender Erwachsener (und ich), aber am Ende haben die lieben Kleinen Spaß und da lacht auch das eigene Herz. Also, nach dem die Kopfschmerzen nachlassen.
Danach gab es einen Spaziergang durch den hiesigen Park und die bereits oben erwähnte Frappuccinobestechung. Wer von uns beiden bestochen worden ist, konnte nie geklärt werden.

Der Dienstag brachte Besuch von vier weiteren Kindern- wären wir also bei sechs Kindern, von denen keines älter als drei ist. Jucheee!
Ich muss aber zugeben, dass ich mich dank drei verständnisvoller Mütter nur um das Essen kümmern brauchte und sonst relativ verschont worden bin.
Kinder an sich kann man ja wirklich lieb gewinnen, aber Kindern im Rudel möchte man nicht begegnen.

Der Rest der Woche war bisher (ok, wie auch der Anfang) relativ ereignislos.
Zweimal konnte ich mich zum Joggen davonstehlen, drei Nannis habe ich durch Spielplatzbesuche (natürlich nur mit Kindern) mittlerweile kennen gelernt (aus Neuseeland, Ungarn und Mexiko) und so langsam weiß ich, wie all die Bahnen bei „Thomas, die Lokomotive“ heißen. Über „Fireman Sam“ könnte ich mittlerweile eine Klausur schreiben. Britische Kindersendungen erscheinen mit ziemlich penetrant, kann aber auch daran liegen, dass die Kinder (und ich) einzelne Folgen teilweise sechs Mal nacheinander sehen.
Für Spongebob sind sie leider noch zu jung.

Ach ja, nicht ganz so unwichtig ist ja die Tatsache, dass ich nun auch endlich Daddy kenne! Wobei ich von seinen Unterhosen (durchs Wäscheaufhängen!) bisher mehr gesehen habe als von ihm. Ich finde es für die Kinder ein bisschen schade, dass er arbeitsbedingt so selten bei ihnen ist.

Heute geht es noch in einen Indieschuppen und ich bin gespannt, was uns da an Coolness erwarten wird. Meinen Schlamperpulli lass ich wohl besser hier. Morgen folgen verschiedene Märkte in London und am Sonntag eine Tagestour nach Brighton.
Da hier sonst alles unglaublich teuer ist, kann ich mir den Preis von insgesamt 10 Pfund nur dadurch erklären, dass sie (wer auch immer) etwas Platz in London schaffen wollen und daher die Leute rauskarren. Oder so ähnlich. Na ja, mich werden sie nicht so schnell los.

Ich komme wieder!

Lisa


PS: Das alleralleralleraller (ihr habt's begriffen) Wichtigste hätte ich fast vergessen:
Desi kommt mich schon Anfang August besuchen und das befreit mich vom Alleine- aufs- Festival- müssen. Ich freue mich! :)

Sonntag, 13. Juli 2008

Your Own Disco Fiasko Pt. I

Ja ja, ich bin faul. Ich bekenne mich schuldig. Geplant war es eigentlich, viel öfter hier etwas reinzuschreiben, aber… ähm… ihr wisst ja, da muss man dann mal und auch noch und kaum versieht man sich, ist schon wieder eine Woche um.

Am kommenden Dienstag bin ich nun schon zwei Wochen hier, was bedeutet, dass der Mittwoch Madrid Road 39 offiziell zu meiner neuen Heimat macht. Ich denke, ich bin bisher nie länger als zwei Wochen im Urlaub gewesen, also muss das ja hier jetzt zwangsläufig… ihr wisst schon.

Gerade deshalb geht es mir auch jetzt darum, hier mal Bekanntschaften zu schließen. Ich möchte definitiv ein Gegengewicht zur kinderreichen Woche haben und irgendwie noch ein soziales Leben aufbauen, in dem das Alter aller Beteiligten weit über 3 Jahren liegt.
Am Dienstag bin ich daher zum Treffen einiger ehemaliger Schüler der Sprachschule gegangen. Sehr ergiebig war das leider nicht, denn entweder bleiben sie insgesamt nur für drei Wochen oder sind unsympathisch. Madame Selbstüberzeugt war, muss ich leider zugeben, wird aber niemanden schockieren, auch eine Deutsche (neben mir die einzige) aus Kiel. Direkt in einem der ersten Sätze unseres Gesprächs hat sie sich negativ zu Berlin geäußert und bei Geld, Essen und Berlin hört der Spaß auf und die Freundschaft endet eh.
Bereits nach einem Jahr in London fühle sie sich wie eine Engländerin, habe sich „ein zweites Leben aufgebaut“ und möchte, um das nun auch von offizieller Seite bestätigt zu haben, doch lieber noch einmal testen, ob sie in der Sprachschule nicht mittlerweile in den „advanced course“ gehöre.
Meinen Segen hat sie, so lange wir uns im September nicht wiedertreffen. Auch wenn das bedeutet, dass ich nicht… wäre eh nichts geworden.
Yeah, ab September darf ich endlich wieder lernen und Hausaufgaben machen! Wieso mache ich denn dieses Jahr hier in England? Natürlich weil ich die Schnauze voll habe vom ganzen Schulschmarn und nicht direkt im Anschluss studieren wollte. Ok, die Sprache, das Land, die Erfahrungen etc. spielten auch keine wirklich untergeordnete Rolle, aber…
Na ja, wenn’s meinem Englisch denn dienlich ist und vor allem die Gabe „Kindergeld“ von Vater Staat weiterhin ermöglicht, werde ich mich nicht wieder beschweren.
Am Ende der Kurse treffen sich auch immer noch mal alle zu Kaffee und Kuchen. Tee gibt es natürlich auch, es muss ja auch den Schülern, die sich mittlerweile absolut britisch fühlen, etwas angeboten werden. Arrogante Pute.
Ich konnte mich noch ganz nett mit einer Schwedin (groß, schlank, blond und ich mochte sie trotzdem), einer Italienerin (zierlich, hübsch, dunkelhaarig und ich mochte sie trotzdem) und einem Franzosen (… und ich mochte ihn trotzdem) unterhalten, aber niemanden von ihnen hält es hier eben länger.

Ich musste also mehr Initiative zeigen.
Von der Au Pair Agentur lag mir noch eine Liste mit weiteren Au Pairs in London vor und so habe ich gestern auf gut Glück mal einem Mädchen geschrieben.
Eine SMS an eine völlig Unbekannte und es galt ja auch sie irgendwie zu überzeugen, dass Kontakt zu mir für sie völlig lebensnotwendig sei.
Also versuchte ich in einer dreier SMS (ihr wisst schon, was ich meine) ihr 1. mich kurz vorzustellen, 2. ihr zu erklären, woher ich ihre Nummer habe und 3. den Grund meiner SMS zu nennen.
All das gespickt mit arg gewolltem Humor, der eigentlich nicht viel konnte, aber doch was erreichte.
(Ok, in meinem Kopf klang der Satz ganz gut eigentlich. Jetzt, wo ich ihn hier geschrieben sehe… Aber hier wird nichts gelöscht. Nichts als die reine Wahrheit wird hier dargeboten.
Na ja, ich weiche schon wieder ab.)
Jedenfalls hat sie mir direkt geantwortet, was entweder gegen ihren Humor spricht oder für die Tatsache, dass sie auch in meiner Situation steckte.
Lange Rede, kurzer Sinn.
Wenige Stunden später liefen wir beide mit einem Kaltgetränk einer gewissen Kaffeehauskette durch Central London und entdeckten unerwartet viele gemeinsame Interessen.
Leider geht auch sie bereits Anfang August wieder zurück nach Deutschland, aber immerhin werden wir die Zeit bis dahin fleißig nutzen.
Nächsten Freitag fangen wir mit dem Tanzen gehen an, denn… gleicher Musikgeschmack! Hurra! Am Wochenende werden wir dann mal nach Camden fahren und versuchen unseren Shoppinggelüsten nicht zu sehr freien Lauf zu lassen.

Das ist eigentlich bei mir eh nicht drin, denn noch heute werde ich mir drei Konzertkarten besorgen. Ich kann ja nicht in London leben und nicht am musikalischen Part des Nachtlebens teilhaben. Vorerst sieht es wieder so aus, als müsste ich alleine gehen, aber ich breche ja eh ungerne mit Traditionen.

Gestern Abend hab ich mich dann mit einer weiteren Freundin samt Anhang getroffen. Sie hat ihre Ferien für einen Kurztrip nach London genutzt und so kam auch ich zu meinem ersten Clubkontakt in London.
Beide auserwählten Clubs boten freien Eintritt an und so hat es mich nicht einmal abgeschreckt, dass in der Beschreibung das Genre als „House, Electro und Techno“ angegeben wurde. Ich meine, man konnte ja gar kein Risiko eingehen bei freiem Eintritt.
Stilecht begann der Abend mit irgendeinem Billiggesöff (für Londoner Verhältnisse), das geschmacklich an kalten Glühwein und… erinnerte.
Ich denke, das war das Formfleisch unter den alkoholischen Getränken.
Den Weg zum ersten Club ließen wir uns von einem freundlichen Polizisten weisen, der den Eindruck machte, als würde er am liebsten mitkommen.
Die „TBar“ konnte uns nur eine knappe halbe Stunde halten, denn „Monotonie“ bietet 5- mal (mindestens!) so viel Abwechslung wie die Musik in dem Laden. Das war für meinen Geschmack keine Musik. Da wurde nur für unbestimmte Zeit eine Taste auf dem Drumcomputer immer und immer und immer (…und immer…) und immer wieder gedrückt.
Getanzt haben dazu Frauen in Minikleidern und Kniestrümpfen. Heißßßßßß.
Irgendwann konnte uns nicht einmal der Anblick mehr unterhalten, also ging es in die „Bar Musik Hall“.
Ein Transsexueller Magersüchtiger in einem Paillettenkleid und Krone (sic!) wollte uns zuerst den Eintritt verwehren und verwies auf die Gästeliste.
2 min später waren wir trotzdem drin.
An Unterhaltung war der Laden kaum zu überbieten. Bad Taste Parties sind bieder dagegen.
Freakshow vom Feinsten und auf Toiletten hatte man die Wahl zwischen einem Lutscher oder einem Deospray. Keine Ahnung, wo da der Zusammenhang besteht, aber es erschien mir erzählenswert.
Die Musik war auch Schrott, aber geblieben sind wir trotzdem.
Zusammengestellt wurde diese völlig willkürlich und so kam nach Toni Braxton Technogewummer, später Bob Marley, viel 90er Trash und Tamagotchi Musik.
Als wir mit dem Starren aufgehört hatten, wagten wir uns sogar ans Tanzen, auch wenn wir in dem Laden natürlich niemandem das Wasser reichen konnten. Dafür hatten wir auch schon mal grundsätzlich zu viel an, waren nicht schwul genug und unsere Klamotten leuchteten nicht kilometerweit. Aber ein paar Tage habe ich ja noch Anpassungszeit. J

Für den Weg nach Hause brauchte ich etwas mehr als zwei Stunden, da London keine durchfahrenden Bahnen kennt. Berlin, ich liebe dich. Nachtbusse waren also die einzige Möglichkeit um mich vom Nordosten Londons in den Südwesten zu bringen.
Ganz wohl fühlte ich mich nicht dabei, denn den Rückweg trat ich ja alleine an, verpasste auch viele meiner Busse, hab mich einmal fast verlaufen und bin am Ende (horch, Linda, horch) gejoggt, um schneller zu Hause zu sein. Meine Fahrkarte hatte ich auch noch verloren, so dass ich am Ende das Geld, das ich beim Eintritt gespart hatte, in neue Tickets investieren dürfte.
Es ging also so ziemlich alles schief, was möglich war, aber man lernt ja aus Feh… bla.
Zweimal wurde ich von Herren unterhalten, die meine Unsicherheit zu merken schienen. War aber ganz harmlos. Ein kleiner Inder, der mir eine Fahrkarte zahlen wollte, „no thanks, i’ts really kind, but I will pay“ und am Ende ein Deutscher, der auch in meine Richtung musste. Hab ich ihm also die Ohren vollgemeckert und er versicherte mir, dass man sich bald daran gewöhne.

So, demnächst gibt’s mehr von der zurückliegenden Woche, aber das ist ja bis hier schon viel zu viel.
Ich mach heute übrigens noch Bouletten mit Kartoffelbrei und Erbsen. Ihr seid eingeladen.

Lisa

Sonntag, 6. Juli 2008

Country/ City

Mein bester Tag war bisher mit Abstand der Donnerstag.
Dass das nun gerade daran lag, dass die Kinder 6h nicht daheim gewesen sind und ich frei hatte, lässt sich nur mutmaßen. Die ersten beiden Stunden meiner überraschenden Freiheit habe ich genutzt, um meine Fanpost zu beantworten, Bilder vom Haus zu machen und- wer würde dies nicht tun- die Waschmaschine auszuräumen. Nach einer sehr entspannten Dusche ohne Kindergeschrei eine Etage tiefer zog Lisa los, um ihre neue Heimat zu erkunden- Barnes.
Schlimme Szenarien spielten sich in meinem Kopf ab, denn da noch alles gleich ausschaut, war die Gefahr, sich zu verlaufen, nicht so klein.
Ich sah mich schon als Maus in einem Labyrinth auf der Suche nach dem Ausgang.
Bis man mich endlich gefunden hätte, wäre mir ein Bart gewachsen und ich hätte mich von Würmern ernähren müssen.
Nichts davon trat unerwarteterweise ein.

Barnes ist ein relativ überschaubares Örtchen (innerhalb Londons), dessen für mich wichtigsten Punkte die Bushaltestelle (nach Hammersmith- Central London) und natürlich der örtliche Starbucks sind.
Mittlerweile kenn ich auch den besten Spielplatz und Freddies zukünftigen Kindergarten.
Aber zurück zum Wesentlichen: Starbucks.
Ja, ich bin zwei Mal vorbeigelaufen, doch irgendwann fiel meine eh brüchige Abwehr in sich zusammen. Mit einem 2,50 Pfund Frappuccino Coffee bin ich dann Richtung Hammersmith Bridge gelaufen, um mehr vom städtischen London zu sehen.
Es war ziemlich großartig dort. Auf einmal (wenn auch zwei bis drei Tage zu spät) wurde mir bewusst, dass ich nun wirklich in London bin.
Dass ich hier ein Jahr lang bleiben werde, habe ich aber noch immer nicht realisiert.
Ich habe sogar die Gegend sofort wiedererkannt, da ich hier auch mit Desi 2006 gewesen bin.

Erinnert ihr euch an meine schlechte Abwehr? Die wurde mir zum Verhängnis, als ich an meinem ersten CD Laden vorbeigekommen bin… HMV.
Zwei CDs für 10 Pfund! Das nenn ich mal ein akzeptables Angebot!
Na ja, zwei CDs wurden es letztendlich auch für mich, aber ich denke, das geht noch in Ordnung. Ich plane einen Tag schon mal nur für CDs ein und am Ende quäle ich mich damit, dass ich mir selbst eine Grenze von drei Stück auferlege. Soweit der Plan, soweit die Theorie.

Ich bin also viel herumgelaufen und freue mich nun sehr auf den nächsten freien Tag, um noch zentraler zu kommen. Gott sei Dank ist der nächste schon Morgen. Ok, er ist nicht völlig frei, aber ein paar Stunden hab ich wohl.

Donnerstagnachmittag sind wir dann zum Großeinkauf zu Sainsbury’s. Großartiges Essen haben die dort, sogar Brot im „German style“. Ich stand natürlich in der Pflicht, welches mitzunehmen. Nett, dass die Briten mir etwas Heimat ins Brotfach legen.

Am nächsten Tag ging es zwei Mal auf verschiedene Spielplätze. Der Besuch des zweiten diente in erster Linie dazu, ein weiteres deutsches Au Pair kennen zu lernen. Leider geht’s für sie schon nächste Woche nach neun Monaten wieder nach Deutschland (Dresden), aber es tat trotzdem gut, sich mit ihr auszutauschen. Sie freut sich sehr, wieder nach Hause zu kommen und als sie meinen verzweifelten Gesichtsausdruck sah, beeilte sie sich noch schnell ein „Aber ich würde es immer wieder machen!“ hinterherzuschicken.
Sie hat mir die Nummer eines weiteren Au Pairs gegeben und nächste Woche findet ein Treffen in der Sprachschule, die ich ab September besuchen werde, statt, auf dem ich hoffentlich noch ein paar Leute kennen lerne.
Bald kommt ein schwedisches Au Pair zu einer Freundin meiner Gastmutter. Sie weiß noch nichts von ihrem Glück, aber sie wird wohl meine neue beste Freundin werden müssen. :D

Abends, nachdem die Kinder ihr Abendbrot hatten, baden waren etc. sollte es dann zu den Großeltern väterlicherseits gehen, aber wegen eines Staus haben wir zwischendurch bei der anderen Oma Halt gemacht und die Nacht verbracht. Am nächsten Morgen ging es nach dem Frühstück weiter.
Trotz meiner Sorge, man würde mich scharf beobachten und sich mir gegenüber reserviert zeigen, waren alle unglaublich freundlich zu mir. Ich hatte immer ein eigenes Zimmer mit Doppelbett! Und jedes Mal sagte man mir, ich solle mich im Haus bewegen, als wäre es meins. Die Gespräche verliefen auch jedes Mal locker. Nette Holmesfamilie!
Da wir in Nordengland waren, musste ich mich anfangs sehr auf den für mich neuen Akzent konzentrieren, aber man gewöhnt sich schnell daran.
Vlt. ging ihnen aber auch nur mein ständiges „Pardon?“ auf die Nerven und die haben deutlicher gesprochen…

Das Englisch der Deutschen wird hier übrigens sehr gelobt. Wir scheinen deutlicher besser unterrichtet zu werden als z.B. osteuropäische Au Pairs. Ähm… danke?
Also, Vera und Ulli, habt keine Angst. Sie können sogar „Ulrike“ aussprechen. Das hab ich testen lassen.

Nachmittags sind wir zum Golfclub gefahren, in dem die Großeltern Mitglieder sind, sonst kommt man da auch nicht rein. War alles sehr edel und Jeans verpönt. Ich mach hier echt alles mit. 8-)

Jetzt habe ich ehrlich keine Lust mehr aufs Schreiben. Wir sind jedenfalls heute wieder zurückgefahren und nach dem ein Inder aus einem britischen Call Center mein Problem mit der wireless Verbindung gelöst hat, bin ich auch wieder online.

Verregnete Grüße!

PS: Klagen über Rechtschreibfehler bitte an Herr Rietzel schicken.

Samstag, 5. Juli 2008

Parisian Goldfish.


Für die Herzensdame in London und all unseren zahlreichen Blogbesuchern *hust*




Es wurde wirklich mal wieder Zeit.

Die letzte Groove Baby muss Ewigkeiten her sein. Ist entstanden, als Heute Nacht die Langeweile einzog. Ein paar alte Sachen, die gut passen und aktuelle Dauerbrenner in meiner Playlist. Benannt nach einem der schönsten Orte dieser Welt.

DJ Acula - Betriebsbahnhof Rummelsburg





DOWNLOAD


01_ Intro
02_ Stinkworx – Westside Aquapolis
03_ Flying Lotus – Dancefloor Stalker
04_ Japanese Telecom – Japanese Animation
05_ Benga – Night (feat. Coki)
06_ Four Tet – Smile Around The Face
07_ Kleerup – Bleed (feat. Lykke Li)
08_ Santogold – L.E.S. Artistes (XXX Change Mix)
09_ MGMT – Electric Feel (Justice Remix)
10_ Fenin – A Try (feat. Gorbi)
11_ Foals – Gold Gold Gold
Christopher

Mittwoch, 2. Juli 2008

No Need To Worry

Eben noch in Berlin, nun schon in London. Was bin ich doch für eine unfassbare Businessfrau. Ich sitze gerade in (m)einem Zimmer in einem niedlichen Haus in Barnes, einem Teil des Londoner Stadtbezirks Richmond. Wireless ins Internet zu gehen, fühlt sich doch noch eine Ecke cooler an, als an einem Kabel zu hängen. (Eben ist ein DHL Auto an meinem Fenster vorbeigefahren.)

Aber auf Anfang:
Gestern habe ich mich für nicht einmal zwei Stunden in ein Flugzeug gesetzt, um mal eben von einer Hauptstadt zur nächsten zu fliegen. Ein unfassbar frustierendes Rätselheft hat mich weniger als beabsichtigt bei Laune gehalten, doch als das Zeichen, man habe sich bitte wieder anzuschnallen, da der Pilot zu Landung ansetzt, aufleuchtete und somit mein erstes Treffen mit meiner Gastmutti Georgie immer näher kam, was das Heft noch so interessant wie der heiß geliebte, fallende Sack Reis in China. Georgie habe ich gleich erkannt, da sie erstens ein Schild mit meinem Namen trug und zweitens weit und breit (haha, nicht lustig) die einzige Schwangere gewesen ist. Wir sind eigentlich sofort gut ins Gespräch gekommen und auch heute (1. richtiger Tag) ist sie mir noch sympathisch. Da sollten weitere 363 Tage kein Problem werden.
Statt des Vaters, der erste nächste Woche von einer Geschäftsreise wiederkommt, habe ich einer der Großmütter kennen gelernt, die ähnlich freundlich zu mir gewesen ist, wie ihre Tochter.
Was das betrifft, bin ich also sehr erleichtert.

Das Haus ist eigentlich ein relativ kleines, allerdings auf 3 Etagen verteilt. Das klingt jetzt riesig, ist es aber nicht, da die Zimmer klein sind (außer meins, ha!). Es wurde eben im Gegensatz zu unseren Wohnungen eher in die Höhe als in die Breite gebaut.

Um die Kinder glauben zu lassen, meine Ankunft sei für sie etwas Gutes, gab es neben meinen Geschenken (die Disneypasta wurde von ihnen bereits heute verschlungen! Erfolg!) auch noch eine beidseitig bemalbare Tafel... Nachdem wir die Kinder hinter all der Farbe wiedererkennen konnten, sind wir ein bisschen in Barnes rumgelaufen. Man muss sich das hier wie ein Dorf vorstellen, dass allerdings nur 25min vom Zentrum entfernt liegt. In 5min ist man mit dem Bus in Hammersmith und in 10min zu Fuß beim nächsten Starbucks... Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich das als Vor- oder Nachteil sehen soll. Bei beiden Spaziergängen, die wir bisher gemacht haben, schienen die Kinder und Georgie alle zu kennen und auch mich begrüßte man sofort mit "Hi Lisssssa", sämtliche Grpßstadtlyriker, die was von Anonymität faseln, können also getröst in den Keller gehen. Oder sonst wohin, wo auch immer sie genug Zeit zum schämen finden.

Heute habe ich meine eigenen Hausschlüssel bekommen und ja, das reicht, damit ich mich unglaublich wichtig fühle. Später wird auch mein Handy einsatzbereit gemacht und ich werde mit einer Fahrkarte versorgt... dafür fahren wir nach Hammersmith und da Freddie es mittlerweile alle 2min wiederholt, weiß ich, dass wir dafür den Bus 209 brauchen.

Mein Tag hat heute um 6 Uhr angefangen und ich denke, so wird es auch bleiben. Ich muss mir also wieder angewöhnen, eher ins Bett zu gehen, denn mit 19 bin ich leider zwischen den Generationen, in denen man noch bzw. wieder Mittagschlag macht.

Sobald etwas passiert, werd ich mich hier verewigen!

Lisa

PS: Wörter des Tages sind "fix" (Satellitenanschluss des Fernsehers war kaputt) und "bloody" (Freddie hat einen fireman's helmet bekommen und den wollte er haben, als er schlafen sollte, darauf die Mutter: "bloody helmet")